-die zeit anfassen -au toucher du temps-

„was ich mit meinen Gedichten sagen wollte…“

Enzensberger hat mal darauf geantwortet: „Ja, warum hat er‘s denn nicht gesagt?

Ich hab es gesagt, es ist dem also nichts hinzu zu fügen.

Ly|rik, die; – [frz. poésie lyrique, zu: lyrique < lat. lyricus < griech.  lyrikós = zum Spiel der Lyra gehörend]

Zeit, die; -, -en [mhd., ahd. zīt, eigtl. = Abgeteiltes, Abschnitt] 

 

     Die Zeit brauch ich wohl niemandem zu erklären. Jeder von uns hatte schon mal mit ihr zu tun. Wir haben sie, oder wir haben sie nicht.

Die Zeit hat uns im Griff, steigt über uns hinweg, zieht an uns vorbei, oder sie vergeht ganz einfach, manchmal bleibt sie auch stehen, während einer Schrecksekunde zumindest.

     Sie lügt nicht, das sehen wir, wenn wir die Fotos der Vergangenheit mit dem morgendlichen Spiegelbild vergleichen. Naja, von Zeit zu Zeit gaukelt sie uns was vor. 

   Es gibt laute Zeiten und solche die leise sind. Sie kann auch trügerisch sein, aber in Wirklichkeit sind wir es, die es mit der Zeit nicht so genau nehmen. Manchmal vertreiben wir sie uns einfach.

 

    

In Zeiten wie diesen, sagen wir, singen wir, und meinen damit selten etwas Positives. Die guten alten Zeiten waren halt schöner und besser, immer und überall. Und was die Zeit uns bringen wird, das können wir nur erahnen.

  Zeitverloren stehen wir am Hafen und schauen den Schiffen nach. Zeit ist auch Geld, sagen die, die nie genug davon kriegen. Vom Geld. Und sie merken nicht einmal daß sie sie vergeuden, die kostbare Zeit.

     Das kommt vielleicht noch mit der Zeit, spätestens dann, wenn sie merken, daß ihre Zeit sich dem Ende entgegen neigt. Nein, nein, nicht dem Ende der Zeit entgegen, dem persönlichen Ende. Dann hat die Zeit die Gelegenheit, sich selbst einem anderen zu widmen. Es wurde ja auch Zeit!

     Denn die Zeit hat schließlich auch ein Alter, das nennt man Zeitalter, glaube ich. Ob sie wirklich älter wird, mit Alterserscheinungen und so in ihrem Zeitgefüge, das läßt sich z.Z. (zur Zeit) nicht sagen. Mit Zeiterscheinungen hätte das aber nichts zu tun. Eher noch mit Zeitempfinden. Aber auch das hängt von den einzelnen Zeitbildern ab.

     Schließlich könnte die Zeit ja auch zeitlos sein, wie so manche Schönheit es ist, obwohl das dann ein Widerspruch in sich wäre. Eine contradictio in adiecto, ein Widerspruch in der Beifügung also, von den Linguinistis auch noch Oxymoron genannt. 

     Die Zeit verändert alles und heilt auch alle Wunden, meint der Volksmund, auch eine zeitlose Weisheit, die sicher weder von den Frischverliebten noch von den mit Liebeskummer Geschlagenen geteilt wird. 

     Schließlich ist die Zeit ja auch relativ, wie uns Herr Einstein vor langer Zeit bereits vorgerechnet hat. Recht hat er. Sie vergeht wie im Flug, auch wenn wir dabei mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen, vorausgesetzt, wir müssen sie nicht totschlagen, weil wir nichts mit ihr anzufangen wissen. Dann zieht sie sich zähflüssig hin.

     Es gibt gute Zeiten und es gibt schlechte Zeiten (dem Zeitgeist nach auch noch GZSZ genannt). Aber die Zeit verplempere ich dann doch nicht, um weiter darüber nachzudenken. 

Dazu müßte ich sie mir stehlen…die Zeit.