Vorwort zu „die zeit anfassen“

Ich seh in Deinem Gesicht die Spuren unserer Kämpfe.
Gegeneinander und gegen die Zeit.
Ungerührt von unserem Mut, von unserer Verzweiflung, zieht sie
über uns hinweg.
Manchmal dreht sie sich um und schaut uns an wie ein Spiegel und
sagt, wenn wir erschrecken und uns nicht mehr wiedererkennen:
„Was habt ihr denn geglaubt? Nur ich vergehe und bin doch
alterslos. Ich fresse euch, ich verschlinge euch, soviel ihr euch auch
wehrt.
Und doch seid ihr meine Kinder: die Kinder der Zeit.“
(Auszug aus: Ich schwöre bei Apollon)
Es wabert. Schwarz. Schwarz-weiss-schmutzige Schwaden über dem
noch schwärzeren Moor. Ich wehre mich, es ist ein intellektueller
Kampf, kein emotionaler, obwohl es darum geht, die Traurigkeiten,
die aus der Vergangenheit aufsteigen, abzuwehren. Nicht meine
eigenen Tränen verfolgen mich, sondern die, die ich verursacht habe.
Mit nüchternem, wütendem Wollen gegen diese klebrigen Finger der
Erinnerungen, nicht so einfach, wenn man sich nichts anmerken
lassen will.
Meine Bilder für Euch, meine Stimmungen, Ängste und
Hoffnungen, mein Pfeifen im Wald, mein Anschreien gegen die
Brandung…die alles wieder anspült, was ich getan habe. Früher.
Denen, die mich liebten. Und es vielleicht heute noch tun. Würden.
Wenn…

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