Presse le pas

Tombe la pluie
Presse le pas
Entends-tu
Mon sang qui se bat

À travers mes veines
D’un bon élan
Vers l’aube prochaine
D’un été naissant

Je n’ai pas
Trouvé refuge
Avant que n’advienne
Le dernier déluge

Presse le pas
C’est bientôt fini
Le peu qui me reste
Encore de ma vie

Le peu qui me reste
M’est si précieux
Que je m’y accroche
N’en déplaise à Dieu

Que je défie
L’homme et les Cieux
Si je m’enfuis
C’est bien devant eux

Der Zug

oder:
Es wird nicht besser mit der Zeit
18-05-14 zwischen Köln und Trier

Ich sah mich mal von hinten
Den Gang
Entlang
Torkeln
Die Hosen hochgezogen
Bis unter meine Brust
Mein Rückgrat hatte sich
Verkürzt mein Becken
Stand in Höhe meines Herzens
Und meinen kurzen Nacken
Gab es gar nicht mehr

Die kleine Lily sagte Onkel
Hast du schon immer so geschaukelt
Wenn du dich mal
Nicht festgehalten hast

Ich sagte Lily meine Süße
Das ist der Zug
Das ist der Zug

Die Regelwächter

Muss ich der Regelwächter Sprache
Lernen jetzt
Wo ich erfahren hab‘
Dass es sie gibt?
Die Sprache der Regeln
Die die Sprache regeln?
Und etwa auch
Die Regeln selbst?
Poesie ist das Sprach-Bild der Seele
Ihr Spiel entsteht spontan
Um dann
Der Bewunderung anheim gefallen
Für alle Ewigkeit
In ein Regelwerk gepresst zu werden
Das man doch nur
Dem Augenblick entrissen hat
Nicht jeder ist ein Hölderlin
Wenn auch so mancher
Das Ende mit ihm teilt.

März 2015
In einem Anfall von Desillusion

Vorwort zu „die zeit anfassen“

Ich seh in Deinem Gesicht die Spuren unserer Kämpfe.
Gegeneinander und gegen die Zeit.
Ungerührt von unserem Mut, von unserer Verzweiflung, zieht sie
über uns hinweg.
Manchmal dreht sie sich um und schaut uns an wie ein Spiegel und
sagt, wenn wir erschrecken und uns nicht mehr wiedererkennen:
„Was habt ihr denn geglaubt? Nur ich vergehe und bin doch
alterslos. Ich fresse euch, ich verschlinge euch, soviel ihr euch auch
wehrt.
Und doch seid ihr meine Kinder: die Kinder der Zeit.“
(Auszug aus: Ich schwöre bei Apollon)
Es wabert. Schwarz. Schwarz-weiss-schmutzige Schwaden über dem
noch schwärzeren Moor. Ich wehre mich, es ist ein intellektueller
Kampf, kein emotionaler, obwohl es darum geht, die Traurigkeiten,
die aus der Vergangenheit aufsteigen, abzuwehren. Nicht meine
eigenen Tränen verfolgen mich, sondern die, die ich verursacht habe.
Mit nüchternem, wütendem Wollen gegen diese klebrigen Finger der
Erinnerungen, nicht so einfach, wenn man sich nichts anmerken
lassen will.
Meine Bilder für Euch, meine Stimmungen, Ängste und
Hoffnungen, mein Pfeifen im Wald, mein Anschreien gegen die
Brandung…die alles wieder anspült, was ich getan habe. Früher.
Denen, die mich liebten. Und es vielleicht heute noch tun. Würden.
Wenn…

Wenn und wäre…

Wenn jeder Blitz in meinem Geiste
Ein Geistesblitz wär
Ein jedes Wort aus meinem Munde
Ein Geschenk
Und jeder Punkt aus meiner Feder
Der Schönheit allerletzter Schluß
So schön daß sich die Musen schämten
Und um mich buhlen müssten
Weil Apoll selbst
Mein heimlicher Verehrer wär'

Dann würde ich
Mit Gott gegen die Welt
Wie man so sagt vor allem aber
Gegen die Kultur die wabernde,
Die Buchstaben-Akrobaten
Im Schweiße ihrer Not, die
Verleger der Auserwählten
Gegen die Schönredner
Der bedeutsamen Leere und gegen
Die Seeligsprecher
Der Erbberechtigten
Ihrer selbst

Dann
Ja dann...
Aber hallo vielleicht Gott sei Dank
Ist dem nicht so

Weinen können

Ich werde endlich weinen können
Wie eine Trauerweide sagt man
Crying like a willow
Solltest du einmal vor mir steh’n
Am Ende meiner Tage
Vielleicht
Um mir Adieu zu sagen

Je pleurerai des rivières
Sans retenue
Und ohne Scham weil
Auch dazu
Die Kraft mir fehlen wird

Die Bilder
Der verlorenen Jahre
Werden mich niederzwingen
Im Angesicht der Zeit
Die sich
So schamlos an uns beiden
Vorbeigemogelt hat

Ich werde es nicht wagen
Dich fest an mich zu drücken
Aus Angst
In einen Traum
Hinein
Zu greifen

 

© jmpg 16-09-16

Poetik-Sprüche…

Poetik-Sprüche…als Vor-Wörter

„Jede neue Zeile ist wie eine Regieanweisung.
Die Verteilung zeigt an, wie gelesen werden soll.
Sie zeigt die Dringlichkeit an, den Gedanken- und den Atemfluß.“
(© jmpg 2014, beim Layout vom „gesang der zikade“)“

Ich mag das Wort Lyrik nicht so richtig, es erinnert mich zu sehr an die Lyra und ihre von mir so geliebten Nachfolge-Instrumente. Und allzu viele Werke, die unter dem Begriff Lyrik verkauft werden, besitzen alles andere als Musik.

Welches Spiel ist das
Alles kryptisch einzuwickeln
Versteckt man
Die eigene Seele oder doch
Die Unzulänglichkeit

Ich finde es unglaublich interessant, mir jetzt den theoretischen Unterbau meiner spontanen Poesie und meiner Lieder (Lyrik!, schau an…) anzulesen. Angeblich bin ich dem „akzentuierenden Versprinzip“ verhaftet…

Natürlich kann man Poet werden indem man erst mal die Regeln lernt und sie dann wie in einem Puzzle anwendet.
Ich bin aber mehr für das Spontane. Es muß richtig klingen. In meinen Ohren. Und gut ausschauen. In meinen Augen. Und verständlich sein. Für meine Leser.

Das Studium soll Techniken lehren, die schon mal angewendet wurden, in der Vergangenheit. Das Handwerkliche halt, das Rüstzeug. Auch wenn man es nicht nutzt.

Wenn den Bildern meiner Erinnerungen eine Sprache innewohnt, derer sie sich bedienen, wenn ich auf sie treffe, dann ist es stets die Sprache des Landes und der Stadt, die diese Bilder beherbergen, und die Sprache der Teilnehmer an diesen Erinnerungen.

Quand reviennent mes souvenirs
C’est dans leur langue
Que je respire

Die Rhythmik, Komma, die Metrik (ja, ja, es ist eine Metrik), in der ich schreibe, ist spontan. Ich denke in dieser Rhythmik.

Ich denke melodiebezogen, ich kann auch aus einem Dreisilber eine Zweierbetonung machen, ohne die Rhythmik zu zerstören.

Die eigenen Gedichte in eine andere Sprache zu übertragen, weil man es kann, ist natürlich optimal. Nur sind es bei mir dann, formal gesehen, stets zwei verschiedene Werke.

Je ne traduis pas vraiment mes poèmes ou mes chansons.
J’essaie de recréer les images et l’atmosphère du texte original, sans pour autant me laisser encarcérer par une traduction litérale.

 

Ich habe jetzt die intersemiotische Translation für mich entdeckt.

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Natürlich kann man das Wörtchen Poesie wörtlich betrachten und benutzen. Wird ja auch oft so gehandhabt, glaub‘ ich. Dann bedeutet es einfach „Erschaffung“.
Oder, modernisiert: „Werk“.
Bleistift, Papier und deren moderneren Alternativen sind dann schlicht die „Werkzeuge“.

Wenn du Kastanien sammelst

Ich dacht‘ ich schreib dir mal
Im Voraus denn
Es gibt dich ja noch nicht

Vielleicht hast du
Strohblondes Haar
Wie meine Jüngste einst
Oder die dunklen Augen
Wie Ebenholz so schwarz
Von meiner Ältesten

Du kennst mich nicht vielleicht
Hat niemand dir mein Bild gezeigt
Noch nicht einmal
Von mir erzählt
Von diesem alten Querkopf
Der schon so lange vor dir hier war

Denk mal an mich
Und schau mich an
Ich mag dich sehr
Auch wenn du glaubst
Ich könnt‘ dich gar nicht kennen

Wenn du allein bist
Jedesmal
Wenn du Kastanien sammelst
Und du die Schmetterlinge jagst
Wenn du die Katze streichelst
Und einschläfst irgendwann
Dann bin ich da
An deiner Seite
Und bin
So stolz
Auf dich

© jmpg 2016

Die Regelwächter

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Muss ich der Regelwächter Sprache
Lernen jetzt
Wo ich erfahren hab‘
Dass es sie gibt?

Die Sprache der Regeln
Die die Sprache regeln?

Und etwa auch
Die Regeln selbst?

Poesie ist das Sprach-Bild der Schönheit
Ihr Spiel entsteht spontan
Um dann
Der Bewunderung anheim gefallen
Für alle Ewigkeit
In ein Regelwerk gepresst zu werden
Das man doch nur
Dem Augenblick entrissen hat

Nicht jeder ist ein Hölderlin
Auch wenn so mancher
Das Ende mit ihm teilt.

März 2015
In einem Anfall von Desillusion

Angst

Mit einem beherzten Griff könnt ich mich hochziehen
Auf den Heuschober hinauf
Ich saß gerne dort
Stundenlang
Dem Leben rundum zuzuhören


An dir kann niemand mehr sich aufrichten
Der nicht bereits die nötige Stärke hat
Versteck die Hand nicht
An der ich mich festhalten will
Schau mir beim Hinfallen
Nicht hilflos zu


Ich winde mich
Taub geworden
Unter dem Dröhnen der Heilsglocken
Manchmal bin ich mir selbst
Nicht genug
An diesen Tagen
Der Angst
Der Angst
Der Angst