Ross und Reiter

Ross und Reiter

kleiner Essay über die politische Korrektheit

Wenn wir in unseren ach so liberalen Staaten nicht endlich eine vernünftige Balance finden, zwischen Freiheit und Sicherheit, wird es sie bald nicht mehr als solche geben.
Wir müssen die linken Fabulierer mit ihrer ins Extrem getriebenen Political Correctness und ihrem Gleichbehandlungs-Wahn entschieden stoppen. Und ganz schnell stoppen müssen wir auch die, die aus den Auswüchsen und den tödlichen Fehlern der liberalen Freiheitspolitik Kapital schlagen: die rechten Spinner, die mit simplizistischen Lösungsvorschlägen den Weg in ein Europa der abgeschotteten, restriktiven Nationalstaaten vorbereiten. Wenn wir sie wählen, hat das freie Europa ausgedient.
Bleiben wir allerdings beim, bis zur Satire hin ausgereizten, Gleichbehandlungsprinzip jeder Meinung, jeden Glaubens und jeder kulturellen Gewohnheiten und Bräuchen gegenüber, dann geht Europa genauso zugrunde. Die diversen Strömungen, denen wir uns durch Migration und Flüchtligsproblematik ausgesetzt sehen, sind so nicht unter einen Hut zu bringen. Was wir im Augenblick versuchen, hat mit den Idealen der Aufklärung nichts mehr zu tun. Das ist nicht mehr Renaissance, das ist Manierismus.
Carlo Strenger nennt die Lösung in seinenem Essay „Zivilisierte Verachtung“: Das aufklärerische Toleranzprinzip wieder vom Kopf auf die Füße stellen. Anstatt jede Glaubens- und Lebensform kritiklos zu respektieren und überhöhend mit Samthandschuhen anzufassen, sollte uns wieder klar werden, dass nichts und niemand gegen wohlbegründete Kritik gefeit sein darf: Wenn andere Kulturen nicht kritisiert werden dürfen, kann man die eigene nicht verteidigen. Daran lassen es unsere Verantwortlichen missen.
Es gelten allerdings Voraussetzungen:
Das Prinzip der verantwortlichen Meinungsbildung: Den aktuellen Wissensstand in allen wichtigen Disziplinen zu berücksichtigen, und entsprechende Argumente vorzubringen. Besitzen wir alle die dazu notwendige intellektuellen Ressourcen, und wollen wir sie auch einsetzen?
Und das Prinzip der Menschlichkeit: Wir dürfen Meinungen, Glaubenssätze, Verhaltensweisen und Werte verachten, nicht aber die Menschen, die sie vertreten, selbst. Die dürfen wir mit der ganzen Strenge unserer Gesetze bestrafen, wenn sie diese übertreten oder uns zur Gefahr werden. Wie jeden anderen auch.

Weder die vornehmlich linken, pseudolinken, grünlinken und links-liberalen Vertreter der sogenannten Political Correctness, noch die rechts-nationalen Parteien mit ihren glattgeschmirgelten Überlegenheitsdenken bemühen sich um diese echte Version des Toleranzprinzips und um die beiden Voraussetzungen zur Kritik. „Während viele Linke und Liberale durch die Logik der politischen Korrektheit gleichsam gelähmt sind, schwingen sich Personen wie Marine Le Pen und Bewegungen wie Pegida zu Verteidigern des Abendlandes auf.“

Dazwischen hockt der Normalbürger, hin und her gerissen zwischen Freiheitsdenken, Mitleid mit den Bedürftigen und allgemeinem Anstand einerseits, und der Angst vor intoleranten, aggressiven, manchmal mörderischen und kognitiv oft wenig belastbaren Migranten, die auch noch zum Großteil keine Aussicht auf ein Bleiberecht haben, auf der anderen Seite. Dann gibt es noch, in den berüchtigten Banlieus, die „radikalen Verlierer“ aus dem Maghreb, wie Enzensberger sie nannte, die bereits in zweiter und dritter Generation hier ansässig sind, und die in ihrer Arbeitslosigkeit, ihrer Wut und ihrer Sinnsuche für Extreme sehr empfänglich sind. Dazwischen stehen schlußendlich auch die wirklich Schutzbedürftigen.

Was nun? Es dürfte klar sein: wir müssen bei jedem Geschehen Roß und Reiter benennen dürfen, sachlich und ohne Haß zu schüren. Wir müssen Angst haben und Misstrauen zeigen dürfen, wenn wir Menschen mit ethnischen Merkmalen begegnen, die zu etwaigen Tätergruppen passen könnten. Vor einer Gruppe, die offensichtlich aus China oder aus Japan kommt, weiss ich, dass ich keine Angst zu haben brauche. Die Gefährder stammen aus Arabien, aus dem Maghreb, vom Balkan und aus einigen ehemaligen Ostblock-Staaten, und sehen auch so aus. Diese Erlenntnis hat mit Rassismus nichts zu tun.
Was uns prägt, ist eine elementare und genetisch im Menschen angelegte Vorsicht und eine Aufmerksamkeit, ohne die keine Spezies dieser Erde überleben würde. Was wir aber nicht dürfen, ist Abscheu und Hass in einem Global-Eimer über jeden ausschütten, der nicht so ausschaut wie wir selbst.

Unsere Verantwortlichen sind jetzt aufgefordert in diesem Sinne Klartext zu reden, vor allem aber ihre unseelige, ins Absurde abgerutschte politische Korrektheit zu unterlassen, mir der sie die Menschen und ihre Ängste bloß verhöhnen. Und endlich umsichtig, und den Problemen angemessen, handeln. Jetzt.
Sonst beteiligen sie sich ungewollt an der Grablegung unserer freien Gesellschaft.

© jmpg 28-12-16

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