Luxemburgs Regierung ist durchsetzt von Mitgliedern der Glaubensgesellschaft AHA*. Und diese Glaubensgesellschaft (politisch korrekt „laizistische Vertreter“ genannt) wird über unseren zukünftigen Werteunterricht und das Basiswissen unserer Kinder entscheiden.
Dabei ist die AHA selbst nichts weiter als eine letztendlich unziemlich aggressive Glaubensgemeinschaft, die alle anderen Glaubensgemeinschaften abschaffen will (wieso kommt mir das jetzt so bekannt vor?). Das Toleranzprinzip der Aufkärung besagt, dass keine kirchliche, religiöse oder staatliche Instanz das Recht hat, Menschen einen Glauben aufzuzwingen. Was zum Teufel ist der Zwang, ohne jegliche alternative Wahl, zum a-religiösen Werteunterricht anderes, als ein durch die Hintertür eingeführter Glaubenszwang?
Sie glaubt nicht an höhere Wesen, das ist ihr gutes Recht. Aber sie wollen auch die Glaubensinhalte aller anderen Gemeinschaften auslöschen, und die mit jedem Glauben verbundene Hoffnungen. Das ist nicht mehr ihr gutes Recht. Was bleibt einem Menschen ohne Hoffnung?
Nur noch der darwinistische „struggle for life“, der Kampf aller gegen alle. Erstmal um zu überleben, und dann, um möglichst gut zu leben. Rivalisierende Clans und Stämme sind seit jeher entstanden, um die Chancen des Einzelnen zu multiplizieren. Sie bilden sich aus gemeinsamen Interessen heraus, nicht wegen des „Guten“ im Menschen.
Genauso kämpfen heute noch Staaten gegen Staaten, um Essen, Trinken, Wohnen, gut, besser, am Besten. Auf jeden Fall besser als der/die Andern. Die einzige „Hoffnung“, die dem Menschen bleibt ist, nicht ins Räderwerk dieser glaubens- und hoffnungslosen Gesellschaften zu geraten.
Die Hoffnungslosigkeit, die gleichzeitig mit der Ausradierung des Glaubens einhergeht, dieser Nihilismus ist nur erträglich und lebbar, wenn wir die Endlichkeit des Menschseins ausblenden. Kopf in den Sand und Scheuklappen dazu. Für die Jugend und die jungen Erwachsenen ist der Tod ein Unfall, der sie nicht betrifft, und alt sind sie noch lange nicht. Also, Augen zu und durch, weil der Nachbar das ja offensichtlich auch tut.
Es ist schwer heute, sich zu einer noch so kleinen Hoffnung zu bekennen, in einer Gesellschaft, die ja soo aufgeklärt ist, soo unglaublich wissend, dass sie ihre eigentliche Unwissenheit mitsamt jeglicher Hoffnung weglacht. Zumindest öffentlich. Man will sich ja nicht dem Spott aussetzen.
Wenn nur die stillen Augenblicke nicht wären, die Nächte, die Ängste, die Krankheiten, und das teuflische Älterwerden! Die neoliberale, gott-lose Welt ist laut, schmutzig, gierig, neidisch und erbarmungs- und rücksichtslos. Zeit zum Nachdenken wäre fatal, darum wird auch der Urlaub durchgetaktet. Weg mit dem Glauben, weg mit den Religionen und Kirchen, her mit dem kruden, prallen, sinnbefreiten Konsum-Leben! Unsere Kinder? Sollen machen, was sie wollen!
Moral ist eine Art Gesetzgebung. Wenn sie greifen soll, dann muss sie überwacht werden, genau wie die weltlichen Gesetze. Und es sollte abschreckende Strafen geben. In jedem Staat gibt es Straftaten, weil die Polizei nicht jeden Winkel ausleuchten und (Gott sei Dank) nicht in die Hirne schauen kann.
Wenn ein Mensch glaubt oder hofft, dann erlaubt er „Gott“, oder wie auch immer wir diese übergeordnete Existenz nennen wollen, dann erlaubt er Gott, ihm beim tägliches Denken und Handeln zu zu schauen. Und mit diesem dann dauerhaft anwesenden Erinnerungsfinger laufen wir, moralisch integer, trotz Überschreitungen, die ja gütig verziehen werden können (auf Bewährung, heisst das dann wohl) bis hin zum Übergang (Tod) in den Zustand (Leben nach dem Tod), den wir nicht kennen und in unserer Hoffnung „Himmel“ nennen.
Sogar wenn Gott lediglich aus einem urmenschlichen Bedürfnis heraus entstanden ist, warum wollen wir uns dann dieser Befriedigung berauben? Wenn wir dem Menschen das Fundament der Moral wegnehmen, die Hoffnung, und wir ihm auch noch Straffreiheit zusichern, dann bleibt ihm kein Grund, um moralisch zu handeln! Das Handeln wird zum taktischen Spiel degradiert. Zum Beispiel im Krieg, trotz Genfer Konvention, weil der Sieger die Rechtsprechung bestimmt. Deshalb heisst es wahrscheinlich auch Genfer Konvention und nicht Genfer Glauben.
Wir werden also von Kindesbeinen an lernen müssen, die Zähne zusammen zu beissen, bis sie auch im Schlaf und in den Angstträumen knirschen, um unsere Todesahnung trostlos aber heroisch auszuschalten. Wenigstens öffentlich. Es wird nur noch ein Winterfest geben und ein Hasenfest, alle Namenstage werden logischerweise wegfallen und für die restlichen religiösen Feiertage werden die Regierenden sich schon noch andere Namen und Ursachen einfallen lassen. Allein der Beamten wegen. Willkommen in der gottbereinigten Zukunft.
Der überaus tolerante Sokrates war weder Atheist noch Fundamentalist. Seine Nachfolger, bis hin zu den so viel bemühten Humanisten, auch nicht. Sie waren Denker. Das unterscheidet sie deutlich von unserer Regierung, der AHA und ihren Anhängern.
© jmpg 2016
* AHA Assoziation der Atheisten-Humanisten-Agnostiker